Bill Larson: Der Höhenflug hat schon vorher begonnen, aber es stimmt schon. Der Remote Explorer ist ein äusserst raffinierter Virus, vor allem seine Fähigkeit, sich von selbst im Netz weiterzuverbreiten und wahllos exe.Programme zu verschlüsseln. Dabei war er nicht einmal richtig bösartig programmiert, der Virus hätte seine Administratorenrechte genausogut benützen können, um alle Festplatten zu formatieren. Die Tatsache, dass er im Netz des grössten Internet-Providers auftrat und da mehr symbolisch, verstehen wir als politische Botschaft. Das wahrscheinlichste Information Warfare Szenario der RAND Corporation sieht ganz ähnlich aus: Ein mit wenig Aufwand vorgetragener Virusangriff auf die elektronische Infrastruktur der USA. Die Intelligence Community weiss, dass sich allein drei befreundete Staaten damit beschäftigen.

>  Welche Staaten?

  Bill Larson: Zwei aus der EU, einer aus dem Nahen Osten. Das erschreckende ist, dass Virenattacken dem Terrorismus mit biologischen oder chemischen Waffen strukturell gleichen. Einmal gestartet, kann er überhaupt nicht mehr kontrolliert werden und trifft wahllos und zufällig. Ein gängiges Szenario wäre ein Angriff auf moderne Flugkontrollsysteme, die sehr leicht anzugreifen sind. Oder nehmen wir den Geldverkehr, da häufen sich schon die längste Zeit Erpressungsversuche. Erst wird eingebroche, hunderte Millionen Dollar werden auf andere Konten geleitet um dann, sagen wir, eine Million zu erpressen. Banken neigen dazu, darauf einzugehen, ohne es den Regierungsstellen zu melden, weil sie Angst haben, dass es unter dem Freedom of Information Act öffentlich werden könnte. Banken müssten davon ausgenommen werden, wie es das zuständige Komitee dem Präsidenten auch neulich empfohlen hat. Erst dann könnte die Regierung die dringend notwendige Rolle eines Koordinators übernehmen, dem alle diese Fälle gemeldet werden. Es ist unwahrscheinlich, dass die Industrie selbst eine solche konzertierte Aktion zur Datensicherheit schafft.

>  Wenn Sie sich für eine koordinierende Rolle des Staats aussprechen, müssten Sie auch für die EU-Direktive zum Schutz der Privatsphäre begrüssen, gegen die sich die US-Industrie so vehement wehrt.

  Bill Larson: Einerseits ist mehr Datenschutz sehr begrüssenswert, aber als amerikanischer Geschäftsmann bin ich natürlich sehr gegen staatliche Vorschriften, wenn sie uns, wie diese Direktive, grosse operative Schwierigkeiten bescheren.